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Corona: Deutscher Einsatz für faire Impfstoffverteilung

Lieferung von Impfstoffen im Rahmen der COVAX-Plattform an Vietnam

Lieferung von deutschen Impfstoffspenden im Rahmen der COVAX-Plattform an Vietnam, © Deutsche Botschaft Hanoi

31.08.2022 - Artikel

Deutschland setzt sich für die faire und weltweite Verteilung von Impfstoffen ein. Der Kampf gegen die Covid-19 Pandemie ist einer der Schwerpunkte des deutschen G7-Vorsitzes.

Die Pandemie kann nur besiegt werden, wenn sie weltweit unter Kontrolle gebracht wird: Die Bundesregierung hat sich deshalb schon früh nachdrücklich für eine gemeinsame und solidarische Antwort auf die global weiterhin virulente Pandemie eingesetzt. Dies ist auch ein wichtiges Anliegen des deutschen G7-Vorsitzes. Konkret geht es dabei um die Stärkung der internationalen Gesundheitsarchitektur und eine nachhaltige globale Impfstoffgerechtigkeit.

Im Rahmen des zweiten virtuellen „Global Covid-19 Summit“, ausgerichtet von den USA, Deutschland, Belize, Indonesien und Senegal, bekräftigte Außenministerin Baerbock am 12. Mai:

Die akute Phase der Pandemie ist noch nicht vorbei, neue Wellen können uns jederzeit treffen. Wir müssen die globale Impfkampagne vorantreiben, denn wir sind erst sicher, wenn alle sicher sind.

Deutschland hat als Gründungsmitglied im April 2020 den Koordinierungsmechanismus Access to Covid-19 Tools Accelerator (ACT-A) aus der Taufe gehoben und ist bis heute mit 3 Milliarden Euro dessen zweitgrößter Geber. Deutschlands Unterstützung kommt dabei vor allem der internationalen Impfstoffplattform COVAX zu, die Teil von ACT-A ist und mittlerweile über 1,6 Milliarden Impfstoffdosen an über 146 Staaten und Gebiete verteilt hat.

Weltweite Impfrate bleibt hinter Erwartungen zurück

Trotz dieser Bemühungen bleibt die Impfrate in vielen Ländern hinter den Zielen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zurück. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von schwachen Gesundheitsstrukturen, fehlender Aufklärung bis hin zu unzureichender Logistik vor Ort. Daher setzt die Bundesregierung im laufenden Jahr den Löwenanteil ihres Beitrags für ACT-A für die „Last Mile“ Initiative ein. Ziel ist es, Staaten mit niedrigen Impfraten dabei zu helfen, dass gelieferte Impfstoffe auch wirklich verimpft werden und all diejenigen erreichen, die sie brauchen.

Dabei setzt die Initiative an verschiedenen Stellen an: Zum einen geht es darum, Falschinformationen zu bekämpfen und vor den Gefahren einer Corona-Infektion zu warnen, damit sich mehr Menschen für eine Impfung entscheiden. Zum anderen hilft die Initiative dabei, Gesundheitspersonal auszubilden, Kühlketten und Lagermöglichkeiten zu verbessern, aber auch die nötigen Spritzen, Kanülen und Schutzausrüstungen zu liefern. Das Auswärtige Amt arbeitet dabei mit Partnern wie UNICEF zusammen.

Bisher hat Deutschland rund 119 Millionen Impfdosen gespendet

Die Bundesregierung hat seit August 2021 auch Impfstoffe aus eigenen Lieferverträgen gespendet, die für die nationale Versorgung nicht benötigt wurden. Insgesamt hat Deutschland seit Beginn der Pandemie rund 119 Millionen Dosen gespendet und ausgeliefert – der überwiegende Teil (rund 111 Millionen Dosen) über COVAX. Insgesamt rund 8 Millionen Dosen hat Deutschland bilateral an Ägypten, Ghana, Namibia, Thailand, Ukraine und Vietnam gespendet.

Die EU plant, mindestens 700 Millionen Dosen Impfstoffe abzugeben. Die G7-Staaten haben ihr Ziel, bis Ende 2022 870 Millionen Dosen zu Verfügung stellen, bereits übertroffen: bis Juni 2022 haben die G7 über 1,175 Milliarden Dosen abgegeben. Diese Impfstoffspenden gehen zum größten Teil an COVAX, das für eine global gerechte Verteilung sorgt.

Deutschland engagiert sich – weltweit

Deutschland und die EU setzen sich zudem dafür ein, die Produktion von Impfstoffen insbesondere in Afrika zu fördern. Denn auf dem afrikanischen Kontinent bestehen bislang kaum Kapazitäten zur Impfstoffproduktion. Nur 1 Prozent der dort eingesetzten Impfstoffe wird aktuell lokal hergestellt. Die Afrikanische Union (AU) hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, eine eigene Impfstoffproduktion – nicht nur für Covid-19 Impfstoffe – aufzubauen. Bis 2040 sollen 60 % des Eigenbedarfs an Routineimpfstoffen vor Ort produziert werden. Deutschland unterstützt dieses Vorhaben mit über 550 Millionen Euro und Förderkrediten der KfW und DEG-Unternehmensförderung. So fördert Deutschland als einer der führenden bilateralen Geber z.B. die Ausbildung von Fachkräften und die Stärkung der zuständigen Regulierungsbehörde in Ruanda mit 35,7 Millionen Euro. Ruanda strebt an, sich als afrikanisches Zentrum für Impfstoffproduktion zu etablieren. 2021 unterzeichnete das Land eine Absichtserklärung mit BioNTech für den Aufbau einer modularen Fabrik („BioNTainer“) zur Produktion von mRNA-Impfstoffen gegen Covid-19, Malaria und Tuberkulose. Der Spatenstich für die Fabrik fand am 23. Juni 2022 statt. Der Ankunft der BioNTainer ist für Ende des Jahres geplant.

Um aus der Pandemie zu lernen und in Zukunft die globale Pandemieresilienz zu erhöhen, setzt sich Deutschland außerdem für eine Stärkung der globalen Gesundheitsarchitektur mit der WHO im Zentrum ein. Ein internationales Verhandlungsgremium diskutiert im WHO-Rahmen ein neues Abkommen über den Umgang mit Pandemien; zudem beteiligt sich Deutschland aktiv an Reformdiskussionen zu den Internationalen Gesundheitsvorschriften. Um bestehende Finanzierungslücken zu schließen, unterstützt Deutschland die Etablierung eines neuen Fonds für Pandemieprävention und –vorsorge mit 50 Millionen Euro in diesem Jahr.

Weiterführende Links:

ACT-Accelerator

COVAX Facility

Fragen und Antworten:

Die COVAX Fazilität hat die weltweit gerechte Verteilung der COVID-19 Impfstoffe zum Ziel und ist insbesondere damit beauftragt, Impfstoffe für die ärmsten 92 Ländern der Welt zur Verfügung zu stellen. Ein wichtiger Baustein der globalen Impfstoffversorgung sind gespendete Impfstoffe. Damit die Impfstoffspenden möglichst zeitnah anderen Ländern zur Verfügung stehen und bedarfsorientiert verteilt werden, sammelt und koordiniert die COVAX Fazilität die Impfstoffspenden für die teilnehmenden Länder (siehe unten für den genauen Prozess). Um den Spendenprozess zu optimieren und die Planung für die Empfängerländer zu vereinfachen, arbeitet COVAX eng mit Herstellern und Geberländern zusammen.

Um die reibungslose Verimpfung der Dosen vor Ort sicherzustellen, unterstützen COVAX und seine Partner zudem Länder mit schwachen Gesundheitssystemen bei der Vorbereitung ihrer Impfkampagnen, u.a. durch Schulungen für Gesundheitsfachkräfte und Informationsmaterialien für nationale Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger. Über das COVID-19 Vaccine Delivery Support (CDS) Programm können Länder außerdem zusätzliche Mittel zur Finanzierung der Impfstoffverteilung beantragen, etwa für Kühlketten oder Kommunikationskampagnen. Das Programm umfasst 822 Mio. USD, davon wurden im Jahr 2021 180 Mio. EUR von Deutschland finanziert.

Geberländer tragen mit ihren Impfstoffspenden zu einem schnelleren und verbesserten Zugang zu Impfstoffen für ärmere Länder und somit zu einer global gerechten Verteilung bei. Rund 45% der von COVAX verteilten Impfstoffdosen entfallen auf Spenden. Grundsätzlich können nur Impfstoffe über COVAX gespendet werden, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Notfallzulassung erhalten haben, also als sicher und wirksam gegen das Coronavirus eingestuft wurden. Zudem können nur Impfstoffe, die sich noch bei den Herstellern befinden, über COVAX an andere Länder abgegeben werden.
COVAX und die Geberländer arbeiten eng zusammen, um den Spendenprozess einfach und effizient zu gestalten. COVAX hat hierfür gemeinsam mit Partnern Prinzipien für Impfstoffspenden entwickelt, an denen sich auch die Bundesregierung orientiert. Dazu gehört eine größtmögliche Planbarkeit der Spenden, beispielsweise durch eine ausreichende Vorlaufzeit der Spende. So können COVAX und die Empfänger die notwendigen Vorbereitungen treffen, und Transportkosten gesenkt werden. Impfstoffe werden in der Regel ohne Zweckbindung abgegeben, um eine flexible und gerechte Verteilung der Impfstoffdosen zu erreichen. Weiterhin sollten die gespendeten Dosen nach Möglichkeit über eine Mindesthaltbarkeit von 10 Wochen ab Ankunft im Empfängerland verfügen.

Der Prozess der Impfstoffspende besteht aus mehreren Schritten, die für jede Spendenzusage erneut durchlaufen werden.

Der erste Schritt ist die Spendenzusage und -annahme. Der Impfstoffhersteller informiert das Geberland, dass es Impfstoffdosen zugeteilt bekommen hat. Falls sich das Geberland entscheidet diese Dosen über COVAX zu spenden,informiert es COVAX über die Details der Spende (z.B. Impfstoffhersteller, Anzahl der Impfdosen). COVAX muss diese Spende dann formell annehmen und den Impfstoffhersteller informieren.

Im nächsten Schritt wird entschieden, welche Länder wie viele Impfstoffdosen erhalten. COVAX teilt die Spende einem potentiellen Empfängerland zu. Grundlage dafür ist der eigens von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelte Verteilmechanismus zur weltweit gerechten Verteilung von Covid-19 Impfstoffen. Der Verteilmechanismus berücksichtigt die Impfraten der Länder, akute Bedarfe basierend auf der jeweiligen Pandemiesituation sowie die Möglichkeit der Länder, erhaltene Impfstoffe zügig zu verimpfen.

COVAX benachrichtigt die Empfängerländer über die Zuteilung und diese bereiten sich im dritten Schritt auf die Lieferungen vor. Dazu gehören auch administrative Aspekte wie die notwendigen Importdokumente.

Der letzte Schritt umfasst die Lieferung und wird in der Regel von UNICEF durchgeführt. UNICEF übernimmt die gesamte Logistik, insbesondere den fachgerechten Transport der bereitgestellten Impfdosen unter Einhaltung der notwendigen Kühlkette.

Die Dauer des Prozesses hängt insbesondere vom Impfstoffhersteller, der Reaktion der Empfängerländer sowie der Transportlogistik bei UNICEF ab.

Sobald die Impfstoffe in den Empfängerländern angekommen sind, sind die Länder selbst für die Lagerung, die weitere Verteilung und die Einhaltung der Kühlketten verantwortlich. Bei Bedarf werden die Länder von COVAX und seinen Partnern bei der weiteren Verteilung unterstützt (siehe oben unter Aufgaben von COVAX).

Bislang hat Deutschland insgesamt rund 119 Millionen Impfdosen an 46 Länder gespendet und ausgeliefert, davon ca. 8 Millionen Impfdosen bilateral und 111 Millionen über COVAX, größtenteils an Länder des globalen Südens, insbesondere in Afrika und Asien. Deutschland ist damit größter Geber von Impfstoffen in der EU und der nach den USA zweitgrößte Geber von Impfstoffen weltweit. Die Bundesregierung steht bereit, je nach Bedarf und Kapazität zur Verimpfung in den Empfängerländern weitere Dosen abzugeben. Das globale Impfstoffangebot übersteigt jedoch aktuell bei weitem die Nachfrage. COVAX nimmt daher derzeit keine Impfstoffspenden mehr an.





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