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Einsatzmöglichkeiten in Friedenseinsätzen

26.06.2024 - Artikel

Internationale Konfliktprävention und Konfliktmanagement sind zu einer weltpolitischen Hauptaufgabe geworden.

Einsatzbereiche

Friedensmissionen sind ein wichtiges Instrument für Konfliktprävention und Konfliktmanagement. Aufbauend auf den ersten Friedenseinsätzen der Vereinten Nationen Ende der 1940er Jahre, den so genannten „Blauhelm-Einsätzen“, haben sie sich inzwischen zu komplexen multidimensionalen Unternehmungen entwickelt. Neben den Vereinten Nationen führen heute auch regionale Einrichtungen wie NATO, EU, OSZE, die Afrikanische Union und die westafrikanische ECOWAS internationale Friedenseinsätze durch.

Insgesamt arbeiteten Anfang 2024 weltweit mehr als 6.500 zivile Fach- und Führungskräfte in über 60 Friedenseinsätzen weltweit. Erfahrenes, gut vorbereitetes, fachlich und sozial kompetentes Personal ist ein Schlüsselfaktor für den Erfolg einer Mission. Die komplexen Einsatzmandate erfordern anspruchsvolle Tätigkeitsprofile einschließlich Beratungs- und Managementkompetenz. Außerdem braucht es ein hohes Maß an Flexibilität, Mobilität, physischer Belastbarkeit und Stresstoleranz. Die Einsatzdauer für zivile Fachkräfte liegt zwischen drei Monaten und mehreren Jahren. Die Arbeitsverträge sind an die Dauer der Missionsmandate gebunden.

In Deutschland ist das Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF) im Auftrag des Auswärtigen Amtes für die Suche, Vermittlung, Vorbereitung, Betreuung und Qualifizierung von deutschen Fach- und Führungskräften für Friedens- und humanitäre Einsätze zuständig.

Dazu hat das ZIF einen Expert*innen-Pool für die verschiedenen Kompetenzfelder aufgebaut, in dem auch Einsatzvorbereitungstrainings angeboten werden. Über das ZIF-Portal ventus können sich berufserfahrene Fach- und Führungskräfte aus folgenden Bereichen für Einsätze u.a. mit folgenden Schwerpunkten bewerben:

  • Aufbau demokratischer Institutionen
  • Politische Beratung und Analyse
  • Beobachtung und Berichterstattung
  • Wirtschaftliche und gesellschaftlicher Wiederaufbau
  • Humanitäre Angelegenheiten

Zugleich werden auch Fach- und Führungskräfte aus folgenden Bereichen gesucht:

  • Verwaltung und Personalwesen
  • Informationstechnologie
  • Logistik und Beschaffung
  • Transport
  • Medizinische Versorgung
  • Sicherheit
  • Ingenieurwesen

Die aktuellen Stellenausschreibungen des ZIF gibt es hier.

Neben Fach- und Führungskräften für internationale Friedenseinsätze vermittelt das ZIF auch Personen für drei bis sechs Monate in kurzfristige humanitäre Kriseneinsätze.

Hinzu kommt deutsches Personal im Bereich internationaler Wahlbeobachtungseinsätze, an denen sich Deutschland mit Sekundierungen beteiligt.

Bewerbungs- und Auswahlverfahren

Personalanfragen für Friedenseinsätze unterscheiden sich hinsichtlich der Bewerbung und der Vertragsform. Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Vertragsformen: „sekundiert“ (englisch „seconded“) und „kontraktiert“ (englisch „contracted“). Bei einer Sekundierung werden Kandidat*innen der Organisation vom Mitgliedsstaat vorgeschlagen und bei erfolgreicher Vermittlung auch finanziert. Bei kontraktierten Positionen bewerben sich Kandidat*innen direkt bei der jeweiligen Organisation und werden im Erfolgsfall von dieser unter Vertrag genommen. Das jeweilige Heimatland der Person ist in diesem Fall nicht am Auswahlprozess beteiligt.

1. Bewerbungsvoraussetzungen für Friedenseinsätze

Zu den Kriterien und Bewerbungsvoraussetzungen für internationale Friedenseinsätze u.a. bei der EU, OSZE, UN, OAS oder NATO informiert das ZIF hier.

2. Vereinte Nationen

Friedensmissionen der Vereinten Nationen

Eine Bewerbung für eine Stelle in einer Friedensmission ist in der Regel nur direkt bei den Vereinten Nationen möglich („kontraktiert“). Zuständig für die Auswahl des Personals für UN-Friedenseinsätze ist das Department of Field Support (DFS).

Stellenangebote in UN-Friedensmissionen werden im Karriereportal der Vereinten Nationen veröffentlicht. Bewerbungen erfolgen direkt über das „Inspira“ e-Staffing System. Das Bewerbungssystem ermöglicht die Suche nach geeigneten Stellen und Funktionen sowie das direkte Einpflegen eines individuellen „Personal History Profile“ (PHP).

Zu einer Bewerbung gehört neben dem PHP ein kurzes, aussagefähiges Anschreiben (Cover Letter) in englischer Sprache, in dem knapp und prägnant dargelegt werden muss, dass alle Anforderungen der Stellenausschreibung erfüllt werden und warum man die geeignete Person für die ausgeschriebene Position ist („Was bringe ich der Friedensmission?“), und das über die Inhalte des PHP hinausgeht.

Die Vereinten Nationen treffen ihre Auswahlentscheidung nicht nur unter Berücksichtigung der persönlichen Qualifikationen, sondern auch nach Gesichtspunkten einer regionalen Verteilung. Der Entscheidungsprozess über die Aufnahme in die neuen UN-Expertenpools für „Field Missions“ (nach Funktionsgruppen bzw. Arbeitsbereichen) kann mehrere Monate beanspruchen. Zweck dieser Pools ist die Vorhaltung von bereits geprüften Bewerbungen für eine schnelle Rekrutierung und Entsendung. Die Prüfung besteht aus Profilanalyse, Telefoninterview sowie schriftlichem Fachtest. Die insgesamt 24 funktionsspezifischen Pools werden nur unregelmäßig mit „generic job openings“ (GJO) geöffnet. Die „mission specific vacancy announcements“ (MSVA) hingegen werden ebenfalls über „Inspira“ nach Bedarf ausgeschrieben.

Unterstützung durch das Zentrum für internationale Friedenseinsätze (ZIF)

Das ZIF unterstützt hauptsächlich Mitglieder des ZIF Expert*innen-Pools, die einen der Vorbereitungskurse erfolgreich absolviert haben und aufgrund ihrer Qualifikation für die jeweilige Stelle besonders geeignet sind. Unterstützung wird beispielsweise geleistet mittels

  • Informationen und individueller Beratung zum Bewerbungsverfahren
  • Tipps für Bewerbungsgespräche
  • Hintergrundinformationen zu UN-Friedenseinsätzen
  • Kontaktvermittlung zu aktiven Missionsangehörigen vor Ort und Rückkehrer*innen in Deutschland.

United Nations Volunteers (UNV)

UN Volunteers stellen einen hohen Anteil der zivilen Expertinnen und Experten in Friedenseinsätzen der Vereinten Nationen. Insbesondere für junge Menschen bietet UNV interessante Möglichkeiten für die Mitarbeit in einem Friedenseinsatz. Das Mindestalter liegt bei 18 Jahren. Für die Besetzung von UNV-Stellen gelten ebenfalls die fachlichen und persönlichen Voraussetzungen wie bei einer Direktrekrutierung durch das DFS.

UNV schreibt keine konkreten Stellen aus, sondern fragt das individuelle Profil der Bewerberinnen und Bewerber aus seinem „Global Talents Pool“ ab und kommt bei entsprechendem Bedarf zielgerichtet auf Bewerber*innen zu.

Im Bewerbungsschreiben sind Angaben zu den folgenden Aspekten von besonders hoher Bedeutung

  • zu besonderen beruflichen Erfahrungen und Fähigkeiten
  • zur zeitlichen Verfügbarkeit (entscheidend für eine Auswahl ist sehr oft eine schnelle Verfügbarkeit für mindestens 6 Monate Einsatzzeit)
  • zu eventuellen Einsatz- bzw. Länderpräferenzen.

Die Bewerbung erfolgt online über www.unv.org.

3. Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE)

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) engagiert sich seit 1992 aktiv im internationalen Krisenmanagement. Das Aufgabenspektrum der OSZE deckt u.a. die Bereiche Demokratie- und Rechtsstaatsförderung, Menschenrechte, Gender Equality und Minderheitenschutz, Konfliktmanagement, Cybersicherheit, Menschenhandel, Grenzmanagement und Terrorismusbekämpfung, sowie Wirtschaft, Umwelt und Klima ab.

Die OSZE besetzt Stellen in ihren Feldmissionen zum Teil auf der Basis von „Sekundierungen“ durch die Teilnehmerstaaten. Jeder Teilnehmerstaat hat die Möglichkeit, Kandidat*innen für entsprechend ausgeschriebene Stellen zu nominieren.

Eine Sekundierung durch die Bundesrepublik Deutschland zur OSZE bedeutet konkret, dass erfolgreiche Bewerber*innen mit dem ZIF einen sogenannten Sekundierungsvertrag schließen, jedoch für die OSZE arbeiten. Die OSZE zahlt für den Einsatz an einigen Standorten zusätzlich ein Tagegeld. Die übliche Laufzeit eines Vertrages mit der OSZE beträgt in der Regel zunächst zwölf Monate. Je nach Bedarf der Mission, der individuellen Leistung, der Verfügbarkeit ausreichender Haushaltsmittel und der Zustimmung des Auswärtigen Amtes, kann der Vertrag verlängert werden. Die maximale Standzeit beträgt je nach Stelle vier bis zehn Jahre.

Für OSZE-Missionen erfolgt die Nominierung und Stellenbesetzung der sekundierten Positionen in mehreren Schritten:

  • Sie bewerben sich über die Webseite der OSZE – direkt über das jeweilige Stellenangebot. OSZE-Ausschreibungen, auf die Deutschland zu sekundieren erwägt, finden Sie auch in den ZIF-Stellenangeboten.
  • Nach Sichtung der Bewerbungen schlägt das ZIF dem Auswärtigen Amt geeignete Kandidat*innen zur Nominierung vor. Nach Zustimmung durch das Auswärtige Amt werden aussichtsreiche Bewerbungen für die OSZE freigeschaltet.
  • Die tatsächliche Auswahl für die jeweilige Position trifft dann allein die OSZE, auf der Grundlage von Interviews und ggf. schriftlichen Tests.
  • Sollte es sich um eine sekundierte Position handeln, unterzeichnen Sie mit dem ZIF einen Arbeitsvertrag und durchlaufen ein „Onboarding“ zur Einsatzvorbereitung.

Im OSZE-Sekretariat sowie bei den autonomen Institutionen und in den Missionen werden auch kontraktierte Stellen (contracted posts) besetzt. Für diese erfolgt die Bewerbung direkt bei der OSZE. Der Koordinator für internationale Personalpolitik im Auswärtigen Amt unterstützt und berät hierbei.

4. Europäische Union

Die Europäische Union (EU) deckt seit 2001 mit der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) mit verschiedenen zivilen, polizeilichen und militärischen Instrumenten die gesamte Bandbreite der Aufgaben von Krisenprävention, Krisenbewältigung und Krisennachsorge ab. Im Rahmen dieser Anstrengungen kommen zivile Fachkräfte in Südosteuropa, Afrika, im Nahen Osten sowie im Kaukasus zum Einsatz.

Ihr Aufgabenspektrum umfasst den Aufbau von Polizei, Justiz und Zivilverwaltung, die Überwachung von Friedensabkommen oder die Schaffung von vertrauensbildenden Maßnahmen (mehr Informationen über GSVP-Missionen gibt es hier.

Für GSVP-Missionen wird entweder direkt durch das Generalsekretariat des Europäischen Rates oder mittels Sekundierung durch die Mitgliedsstaaten rekrutiert. Das ZIF ist im Auftrag des Auswärtigen Amtes Sekundierungsorganisation für deutsches Personal in den Missionen. Für GSVP-Missionen erfolgt die Nominierung und Sekundierung in mehreren Schritten:

  • Sie finden alle Informationen zum Bewerbungsprozess in der Stellenausschreibung auf der ZIF-Webseite oder der Homepage des Europäischen Auswärtigen Diensts. In aller Regel müssen Sie ein Profil auf dem EU-Portal goalkeeper erstellen.
  • Das ZIF schlägt dem Auswärtigen Amt geeignete Kandidatinnen und Kandidaten vor. Das Auswärtige Amt wählt aussichtsreiche Bewerbungen aus und nominiert diese gegenüber der EU.
  • Die tatsächliche Auswahl für die jeweilige Position trifft dann allein die EU auf der Basis weiterer Auswahlschritte.
  • Ausgewählte Kandidatinnen und Kandidaten für eine Sekundierung erhalten einen Arbeitsvertrag und Einsatzvorbereitung durch das ZIF

Die meisten Positionen in GSVP-Missionen erfordern eine gültige Sicherheitsüberprüfung (EU SECRET).

5. Humanitäre Kriseneinsätze

Weltweite steigt der Bedarf an humanitärer Hilfe. Das ZIF sekundiert im Auftrag des Auswärtigen Amtes zivile Expert*innen in humanitäre Einsätze um erhöhten, akuten und kurzfristigen Personalbedarf zu decken. Für Mitglieder des ZIF Expert*innen-Pools wird dies durch Entsendevereinbarungen mit UN-Partnerorganisationen im sogenannten Standby-Partnership-Netzwerk realisiert. Zu diesem Netzwerk gehören derzeit das Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UN OCHA), das Welternährungsprogramm (WFP), das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR), das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), die Weltgesundheitsorganisation (WFP) und die Internationale Organisation für Migration (IOM).

Zu den Kriterien und Bewerbungsvoraussetzungen für internationale humanitäre Kriseneinsätze informiert das ZIF hier.

6. Internationale Wahlbeobachtung

Im Rahmen der Demokratisierungsförderung im OSZE-Raum und zur Umsetzung der Verpflichtungen aus dem Kopenhagener Dokument beteiligt sich die Bundesrepublik Deutschland durch die Sekundierung von Personal an Wahlbeobachtungsmissionen des Office for Democratic Institutions and Human Rights (ODIHR). Außerhalb des OSZE-Raums werden Wahlbeobachtungen unter anderem von der Europäischen Union organisiert und durchgeführt. Beide Organisationen bitten ihre Teilnehmer- bzw. Mitgliedstaaten um die Nominierung von Kandidat*innen. Unterschieden wird dabei zwischen sogenannten Kurzzeitwahlbeobachterinnen und Beobachtern („Short Term Observer“, STO) und Langzeitwahlbeobachter*innen („Long Term Observer“, LTO), wobei erstere in einem Zeitraum von sieben bis 14 Tagen an Wahlbeobachtungseinsätzen teilnehmen.

In Deutschland ist das ZIF für die Nominierung von STOs und LTOs für Wahlbeobachtungsmissionen der OSZE und der EU zuständig. Sie erfolgt in Absprache mit dem Auswärtigen Amt. Das ZIF hat keinen Einfluss darauf, in welchen Ländern welche Wahlen tatsächlich beobachtet werden. In der Regel werden nur Personen nominiert, die Mitglied des ZIF Expert Pools sind und damit erfolgreich an einem Vorbereitungskurs teilgenommen haben.

Zu den Kriterien und Bewerbungsvoraussetzungen für internationale Wahlbeobachtungseinsätze informiert das ZIF hier.

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