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Orte des Glaubens, Orte der Kultur
Beitrag von Staatsministerin Maria Böhmer für den Rundbrief „KiBa Aktuell“ (02/2015) der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland.
Wenn ich nach einer Reise über den Rhein in die Pfalz fahre und die Türme des Speyerer Doms vor mir sehe, weiß ich, dass ich heimkomme. Der Speyerer Dom wurde als erstes Baudenkmal meiner Heimat Rheinland-Pfalz in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Die romanischen Dome von Speyer, Worms und Mainz sind als die drei Kaiserdome am Rhein bekannt. Seit meiner Kindheit bin ich mit ihnen vertraut, habe dort den Gottesdienst besucht, Orgelkonzerten gelauscht oder einfach nur Ruhe gefunden. Sie sind meine geistige Heimat. Die Dome stehen für unser christliches und kulturelles Erbe.
Als Präsidentin des UNESCO-Welterbekomitees liegt mir der Erhalt von religiösen Kulturstätten sehr am Herzen. Kirchen, Synagogen, Moscheen und Tempel – sie stiften Identität, stehen für Heimat, sind Ausdruck des Glaubens und der Kultur. Toledo, die spanische Stadt der drei Religionen, hat mich besonders beeindruckt. Sie war nie in religiöse Viertel geteilt, was sich heute noch in ihrem besonderen Charakter zeigt. Das Zusammenleben beruht auf Toleranz und gegenseitigem Respekt – ein Vorbild für viele Regionen der Welt.
In Deutschland haben wir derzeit 39 Welterbestätten, darunter mehr als zehn Kirchen und Klöster: Der Aachener Dom wurde 1978 als erste deutsche Stätte in die Welterbeliste eingeschrieben. Das Karolingische Westwerk und die Civitas Corvey, mit der der archäologisch nachweisbare karolingische Klosterbezirk unter dem heutigen barocken Gebäude gemeint ist, sind die jüngsten deutschen Beiträge zum Erbe der Menschheit, die 2014 in die Liste aufgenommen wurden. Viele der weltweit über 1000 Welterbestätten sind religiöse Kulturstätten. Der Aufwand, sie zu schützen und zu erhalten, ist groß. Ohne das bürgerschaftliche Engagement der Menschen vor Ort, wie das der Stiftung KiBa, würden Staaten ihre Schutzverpflichtung nicht erfüllen können.
Ich trete dafür ein, dass Deutschland einen maßgeblichen Beitrag für den weltweiten Schutz, Erhalt und Wiederaufbau kultureller Stätten leistet. Die von der Terrorgruppe ISIS behauptete religiöse Motivation für die Zerstörung von Kulturgütern darf von keinem Land der Welt akzeptiert werden. Dafür setze ich mich im Rahmen der Vereinten Nationen in New York sowie auf Ebene der UNESCO in Paris ein. Auch in der kommenden Sitzung des UNESCO Welterbekomitees im Juni und Juli in Bonn werden wir gemeinsam unsere Stimme erheben. Orte des Glaubens sind Orte menschlicher Kultur. Sie zu schützen, ist eine wichtige Aufgabe der Menschheit.