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Grußwort von Außenminister Frank-Walter Steinmeier beim Empfang anlässlich des 50. Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel

31.05.2016 - Rede

Botschafter Hadas-Handelsman,
Exzellenzen,
meine Damen und Herren,

ich freue mich sehr, dass so viele von Ihnen heute hier sind.

„Beyachad hakol efshari“ - Gemeinsam ist alles möglich – so heißt es im Hebräischen.

Und die vergangenen Monate sind ein wunderbarer, ein lebendiger Beweis dafür, dass das stimmt! Das 50. Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel war vieles, aber es war auch und völlig zurecht – ein großartiges Fest!

Sie, meine Damen und Herren, die Sie hier heute Abend geehrt werden, stehen stellvertretend für die unzähligen engagierten Menschen in beiden Ländern, die dafür gesorgt haben, dass dieses Jubiläumsjahr keine steife Veranstaltungsreihe war. Sondern: dass wir zusammen über ein ganzes Jahr ein buntes und fröhliches Programm erlebt haben. Ein Kaleidoskop all dessen, was unsere Beziehungen in ihrer ganzen Vielfältigkeit ausmacht!

Da gab es DJ-Nächte in Berlin und Tel Aviv. Israelische und deutsche Sänger traten gemeinsam auf; Die Berliner konnten die Werke des Tel Aviv-Museums im Gropius Bau bewundern. Gleichzeitig reisten Exponate von deutsch-jüdischen Expressionisten wie Max Liebermann und Hans Arp nach Jerusalem, ins Israel-Museum. Autoren und Filmemacher von hier und dort diskutierten über Vergangenheit und Zukunft.

Einige unter Ihnen werden sich erinnern, wie kongenial sich Meir Shalev und Edgar Reitz bei der Eröffnung der deutsch-israelischen Lesereihe im Weltsaal des Auswärtigen Amts die Bälle zugespielt haben. Kritisch, selbstkritisch, fernab von der geglätteten Sprache der Diplomatie. Und zugleich mit wunderbarer Sensibilität und unbändiger Sympathie. Da mag mancher den Atem angehalten haben, wenn es um die heiklen Fragen der Nahostpolitik ging. Aber ich glaube, wir haben doch gespürt: Diese Art des Gesprächs tut uns gut.

Wissenschaftler, Künstler, Musiker, Schüler, Studenten, Sportler, Balletttänzer – ja sogar eine Gruppe von Rettungsschwimmern aus beiden Ländern - trafen sich während des letzten Jahres und tauschten sich aus.

Eine Veranstaltung ist mir bei all dem besonders in Erinnerung geblieben - aus dem einfachen Grund, weil sie die lauteste war! Ich meine die Abschlussveranstaltung unserer deutsch-israelischen Lesereihe - im Berliner Club Ritter Butzke.

Dort, über die House und Techno-Musik hinweg, die die DJs aus beiden Ländern auflegten, haben Sie, lieber Botschafter Hadas-Handelsman, etwas sehr Kluges gesagt.

„50 Jahre sind gut und schön“, so oder so ähnlich haben Sie es formuliert. „Aber heute müssen wir das 51. Jahr unserer gemeinsamen Beziehungen im Blick haben!“

Der Blick, lieber Herr Botschafter, da gebe ich Ihnen völlig recht, muss in die Zukunft gehen, auf den Alltag der Menschen jenseits der Feierstunden.

Und der Weg in die Zukunft heißt dabei eben nicht, dass wir die Vergangenheit außen vor lassen. Im Gegenteil.

Als wir das Jubiläumsjahr im Januar 2015 mit einem Konzert in der Berliner Philharmonie begannen, da erklangen dort ganz besondere Instrumente: Es waren die Violinen von ermordeten Juden, von den Nazis erschossen, vergast, zu Tode gefoltert. Nun erklangen sie wieder. Und zwar in Deutschland, in Berlin! Liebevoll restauriert von Amnon Weinstein und gespielt von jungen deutschen und israelischen Musikern. Ein Abend, den niemand vergessen wird, der dabei sein konnte!

Und damit erklang hier die Hoffnung. Denn was deutlich wurde, bei diesem wunderbaren Konzert, das war der lange Weg, den wir Deutsche und Israelis gemeinsam gegangen sind, heraus aus den dunklen Gräben der Vergangenheit und hin zu Versöhnung, Verständigung, Freundschaft.

Diesen Weg haben wir im letzten Jahr gefeiert. Und dieser Weg der Freundschaft ist es auch, den wir gemeinsam weiter ausbauen und festigen wollen – im 51. Jahr und den vielen Jahren, die folgen werden.

Das gilt nicht nur für die politische Ebene. Dort sind unsere Verbindungen heute so eng, dass auch schwierige Debatten über unterschiedliche Sichtweisen möglich sind - und möglich sein müssen.

Nicht minder eng sind die unzähligen gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Verbindungen, die zwischen unseren beiden Ländern gewachsen sind.

Wir im Auswärtigen Amt werden jedenfalls unser Scherflein beitragen, um zu bewahren und zu festigen, was hier in den letzten Jahrzehnten gewachsen ist. Deshalb bin ich froh, dass wir in letzter Minute bei der Finanzierung des Jüdischen Filmfests Berlin und Brandenburg einspringen konnten.

Aber wir können eben immer nur Räume für den Dialog öffnen. Mit Leben füllen müssen diese Räume andere – nämlich Sie, meine Damen und Herren! Und mit Ihnen die unzähligen Menschen, die sich auf allen Ebenen für die deutsch-israelischen Beziehungen stark machen – nicht vom Amts wegen sondern weil es ihnen zur Herzensangelegenheit geworden ist.

In diesem Sinne: „Beyachad hakol efshari“.

Vielen Dank!

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