Willkommen auf den Seiten des Auswärtigen Amts

Aufarbeitung der deutschen Kolonial­vergangenheit

Außenministerin Annalena Baerbock bei der Vorstellung des Buches Das Auswärtige Amt und die Kolonien - Geschichte, Erinnerung, Erbe (05.06.2024)

Außenministerin Annalena Baerbock bei der Vorstellung des Buches „Das Auswärtige Amt und die Kolonien - Geschichte, Erinnerung, Erbe“ (05.06.2024), © Photothek Media Lab

07.06.2024 - Artikel

Nur wer seine Vergangenheit kennt und reflektiert, kann Lehren für die Zukunft ziehen und starke globale Partnerschaften gestalten. Nicht nur deshalb ist die umfassende Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit wichtiges Thema für die Bundesregierung und das Auswärtige Amt.

Dazu hat das Auswärtige Amt die Arbeiten eines internationalen Forschungsteams unterstützt. Gemeinsam haben sie die Rolle des Auswärtigen Amts betrachtet, dessen damalige Kolonialabteilung in den Jahren 1890 bis 1907 unmittelbar zuständig für die deutsche Kolonialherrschaft in Afrika, Asien und Ozeanien war. Aus ihr ging 1907 das Reichskolonialamt hervor. Die Untersuchung der deutschen Kolonialpolitik sowie die Folgen für die Außenpolitik der anschließenden Jahrzehnte ist nun im Sammelband „Das Auswärtige Amt und die Kolonien. Geschichte, Erinnerung, Erbe.“ veröffentlicht worden.

Die Forschenden stellen klar: Das Auswärtige Amt trägt als Institution eine Mitverantwortung für Gewalt und Verbrechen in den deutschen Kolonien.

Wir können unsere Vergangenheit nicht ändern. Aber wir können unsere Geschichte im Lichte unserer heutigen Kenntnisse reflektieren – und gemeinsam mit unseren Partnern Lehren für die Gegenwart und für unsere Zukunft ziehen.
- Außenministerin Annalena Baerbock bei der Vorstellung des Sammelbandes „Das Auswärtige Amt und die Kolonien. Geschichte, Erinnerung, Erbe.“ am 06. Juni 2024

Aufarbeitung im Dialog

Vorstellung des Buches Das Auswärtige Amt und die Kolonien - Geschichte, Erinnerung, Erbe (05.06.2024)
Vorstellung des Buches „Das Auswärtige Amt und die Kolonien - Geschichte, Erinnerung, Erbe“ (05.06.2024)© Photothek Media Lab

Zur Überwindung kolonialer Kontinuitäten ist es wichtig, miteinander zu sprechen und einander zuzuhören, auch, um nicht-eurozentrische Perspektiven zu gewinnen. Dieser Dialog muss in jedem Kontext neu bestimmt werden und braucht unterschiedlich viel Raum und Zeit, denn auch die kolonialen Erfahrungen sind in den verschiedenen Gesellschaften und Bevölkerungsgruppen unterschiedlich.

Der Dialog mit Ländern, die von deutschem kolonialem Handeln betroffen waren, befindet sich in vielen Fällen erst am Anfang. Diese Prozesse können nur gemeinsam gestaltet werden. Sie umfassen sowohl betroffene Zivilgesellschaften als auch Vertreter*innen aus Diaspora und Wissenschaft sowie staatliche Partner*innen.

Zu einem ehrlichen und offenen Umgang mit der Vergangenheit gehört, begangenes Unrecht zu benennen und anzuerkennen: Während seiner Reise nach Tansania im November 2023 hat Bundespräsident Steinmeier um Verzeihung für deutsche Kolonialverbrechen im ehemaligen „Deutsch-Ostafrika“ gebeten. Staatsministerin Katja Keul hat diese Bitte um Verzeihung auf ihrer Reise nach Tansania im März 2024 anlässlich einer Gedenkveranstaltung in Moschi bekräftigt. Sie hat zudem im November 2022 bei einer Rede in Douala die Hinrichtungen von König Rudolf Douala Manga Bell und Adolf Ngoso Din in der damaligen deutschen Kolonie „Kamerun“ als koloniales Unrecht benannt. Die im Jahr 2021 paraphierte Gemeinsame Erklärung ist ein wichtiges Element auf dem Weg zur Aussöhnung mit Namibia nach den im damaligen „Deutsch-Südwestafrika“ begangenen Gräueltaten, die in dem Völkermord an den Herero und Nama mündeten. Bundespräsident Steinmeier hat bei seiner Rede anlässlich des Staatsbegräbnisses für den ehemaligen namibischen Staatspräsidenten Hage Geingob im Februar 2024 deutlich gemacht, dass Deutschland der historischen Aufarbeitung dieser Verbrechen verpflichtet bleibt.

Zahlreiche Akteure auf Bundes-, Länder- und Kommunalebene engagieren sich in der Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit.

In folgenden Bereichen ist das Auswärtige Amt aktiv:

  • Das Auswärtige Amt unterstützt Rückgaben von menschlichen Überresten und Kulturgütern aus kolonialem Kontext. Prominentes Beispiel ist die Rückgabe der Benin Bronzen an Nigeria. Die Rückgaben selbst erfolgen zumeist durch Länder und Kommunen als Träger der Sammlungen. Die Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten dient als erste Anlaufstelle für alle Fragen zu Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Deutschland.
  • Das Auswärtige Amt und die Auslandsvertretungen in ehemaligen Kolonialgebieten stellen Informationen über Geschichte und Erbe der Kolonialzeit bereit, fördern Ausstellungen und Kulturveranstaltungen und ermöglichen Austauschprogramme für Kulturschaffende oder zivilgesellschaftliche Initiativen für Aufklärung und gemeinsame Aufarbeitung. So fördern wir Zusammenarbeit und Austausch zwischen Menschen.
  • Das Auswärtige Amt fördert unabhängige wissenschaftliche Forschung zur Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit. Einen wichtigen Beitrag zu einem Ausbau von Forschungspartnerschaften und einer kritischen Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit leistet dabei seit 2022 das vom Auswärtigen Amt finanzierte und vom DAAD koordinierte Forschungsstipendienprogramm German Colonial Rule - Scholarship Programme for Cooperative Research, in dem Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus Burundi, Kamerun, Namibia, Ruanda, Tansania und von den Philippinen zur Rolle des Auswärtigen Amtes und anderer deutscher Behörden während der deutschen Kolonialzeit forschen. Das kooperative Stipendienprogramm fördert gezielt Perspektiven auf die Kolonialvergangenheit aus den Gesellschaften ehemaliger Kolonien.
  • Auch über Projekte zum Kulturerhalt wird die Kolonialvergangenheit thematisiert und Menschen in den jeweiligen Ländern sowie der deutschen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. ]
  • Als Teil einer selbstkritischen Aufarbeitung der eigenen Rolle wird das Auswärtige Amt auch die Aus- und Fortbildung seiner Diplomatinnen und Diplomaten zum Thema koloniale Vergangenheit Deutschlands ausbauen.

Weiterführende Informationen

Schlagworte

nach oben