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Fake News, Bots und Provokationen – gezielte Desinformation im Internet

Desinformation im digitalen Raum

Desinformation im digitalen Raum, © colourbox.com

07.08.2018 - Artikel

Es entscheidet sich mehr und mehr im Internet, welche Erzählungen und Bilder, welche Ideen und Vorstellungen sich durchsetzen. Dies haben auch andere längst erkannt und verwenden insbesondere soziale Medien wie Twitter und Facebook, um gezielt Falschinformationen für ihre eigenen Zwecke zu streuen.

Desinformation im digitalen Raum

Nach aktuellen Umfragen der Europäischen Kommission treffen 80% der Europäerinnen und Europäer mehrmals pro Monat auf ihrer Ansicht nach falsche oder irreführende Informationen.

Die Verbreiter von „Desinformation“ greifen dabei oftmals gezielt den Zusammenhalt westlicher Gesellschaften an: Sie versuchen, die Glaubwürdigkeit etablierter Medien zu untergraben, um das gesellschaftliche Vertrauen in sie zu schwächen, Wahlen zugunsten bestimmter Kandidaten zu beeinflussen oder Positionen zuzuspitzen, um Gesellschaften zu spalten. Hierzu verbreiten sie über Kommentare z.B. gezielt falsche Informationen oder emotionalisieren diese stark bei Verdrängung der Fakten. Teils setzen sie auch automatisierte Nutzer („social bots“) ein, die vorbereitete Inhalte auf den einschlägigen Plattformen verbreiten.

Hierfür gibt es viele Beispiele: Im Falle des von einem Expertenteam der Vereinten Nationen festgestellten Einsatzes von Giftgas in Khan Sheikhun/Syrien durch das syrische Regime wurden zahlreiche verschiedene Gegen-Darstellungen verbreitet mit dem Ziel, Verwirrung zu stiften (mehr dazu hier). Gleiches gilt für den Fall des Abschusses des Flugzeuges MH17 über der Ostukraine (mehr dazu hier). Aktuelles Beispiel ist der Fall Skripal – auch hier wurden bewusst verschiedenste Gerüchte zum Tathergang, zur Quelle des Nervengiftes und zu den Berichten der Expertengruppen in Umlauf gebracht (mehr dazu hier).

Originalfoto und Fälschung
Originalfoto und Fälschung© EUvsDisinfo

Weitere Beispiele sind die Propaganda des sog. „Islamischen Staates“ (IS) und gezielt gestreute Falschinformationen von Schlepperbanden, um potentielle Migranten auf den Weg nach Europa zu locken.

Desinformation wird im Zeitalter vernetzter digitaler Kommunikation nicht mehr verschwinden und erzeugt so einen dauerhaften Wettbewerb um Aufmerksamkeit und Informationshoheit – mit potentiell nachteiligen Folgen für demokratisch verfasste Gesellschaften. Im Koalitionsvertrag wird deshalb erstmals die Bedrohung durch Informationsverfälschung betont und eine Stärkung der Kapazitäten zur strategischen Analyse sowie eine Intensivierung der strategischen Auslandskommunikation angemahnt.

Was tut Deutschland?

Für die deutsche Außenpolitik bedeutet das: Deutschland darf im „Wettbewerb der Narrative“ nicht nur Beobachter sein. Meinungspluralismus, kritischer und unabhängiger Journalismus, sowie das Vertrauen der Öffentlichkeit in demokratische Institutionen sind durch gezielte Desinformation oft existentiell bedroht. Die Bundesregierung stellt sich dem entgegen und beteiligt sich gezielt an Debatten in digitalen Räumen, in denen Fehlinformationen grassieren. Dort präsentiert die Bundesregierung verlässliche, objektiv nachprüfbare Informationen sowie ihr darauf basierendes Narrativ.

Beispiele für das Engagement des Auswärtigen Amts:

Seit 2015 unterstützt das Auswärtige Amt Maßnahmen in Estland, Lettland und Litauen, um die Widerstandsfähigkeit der dortigen Gesellschaften gegen gezielte Falschinformationen zu stärken. So organisiert die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit ihren Partnern u.a. Workshops, bei denen estnische Journalisten praktische Erfahrungen in öffentlich-rechtlichen Medienanstalten in Deutschland sammeln.

Seit Herbst 2015 korrigiert das Auswärtige Amt unter dem Motto „Rumours about Germany“ gezielt Falschinformationen von Schleppern und klärt über legale Wege der Migration auf. Die Website www.rumoursaboutgermany.info bietet auf Englisch, Französisch, Arabisch, Tigrinya, Farsi, Urdu und Dari entsprechende Informationen für Menschen aus fast allen wichtigen Herkunfts- und Transitländern. Seit Ende Oktober 2017 haben über 340.000 Menschen auf die Website zugegriffen.

Im Rahmen der Anti-IS-Koalition stellt sich Deutschland zudem der Propaganda des sog. „Islamischen Staates“ im Internet entgegen. Die Kommunikations-Arbeitsgruppe der Koalition bekämpft gezielt falsche Narrative des sog. IS mit Fakten. Außerdem wirbt die Bundesregierung durch die Kommunikation deutscher Bemühungen für die erfolgreiche Stabilisierung der vom sog. IS befreiten Gebiete für international anhaltendes Engagement für die Region und hebt die Erfolge der internationalen Zusammenarbeit mit der irakischen Regierung hervor.

Deutschland stimmt sich in dieser Arbeit eng ab mit seinen Partnern in der EU (siehe Mitteilung der EU-Kommission vom 26.04.2018) und den G7 (siehe gemeinsame Erklärung vom 08.06.2018).


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