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UNESCO-Bericht: Nichtstaatliche Akteure in der Bildung

15.02.2022 - Artikel

Zum zweiten Mal fand am 15.02 die nationale Vorstellung des jährlichen Weltbildungsberichts der UNESCO im Auswärtigen Amt statt.

Der Bericht 2021/2022 steht dieses Jahr im Zeichen der Rolle nichtstaatlicher Akteure in der Bildung. Er stellt fest: Hohe Kosten, unzureichende staatliche Aufsicht und mangelnde Regulierung privater Bildungseinrichtungen in vielen Ländern steigern die Ungleichheit. Weltweit besuchen 350 Millionen Kinder und Jugendliche nichtstaatliche Schulen, davon rund eine Million in Deutschland. Vorschriften für den privaten Bildungssektor oder die Fähigkeit, solche Vorschriften umzusetzen fehlen oftmals. Laut des UNESCO-Berichts wirkt sich das negativ auf die Bildungsqualität aus und verschärft die Ungleichheit zwischen Arm und Reich.

Staatsministerin Katja Keul, hob hervor, wie wichtig die Kooperation staatlicher und nichtstaatlicher Akteure in der Bildung ist:

Es ist von großer Bedeutung, dass all diese Akteure eng miteinander zusammenarbeiten und ihre Stärken bündeln. Und gleichzeitig ist es auch wichtig, immer wieder von neuem darüber nachzudenken, wie staatliche und nichtstaatliche Akteure so zusammenarbeiten können, dass am Ende die Kinder davon profitieren und mehr Bildungsgerechtigkeit entsteht. […] Bildung ist eine Frage von Gerechtigkeit und Wohlstand für jeden einzelnen Menschen, aber auch für uns als globale Gemeinschaft. Sie ist die Basis für das Erreichen fast aller Nachhaltigkeitsziele.

Akteure in der Bildungslandschaft: Mythen über staatliche und nichtstaatliche Akteure in der Bildung sind weltweit verbreitet – UNESCO fordert bessere staatliche Aufsicht für private Bildungseinrichtungen

Der Weltbildungsbericht 2021/22 hinterfragt das Verhältnis von nichtstaatlichen Akteuren und staatlichen Akteuren in der Bildung. Er deckt Trugschlüsse auf, die weltweit existieren, und regt politische Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen an, die Beziehungen zu nichtstaatlichen Akteure in der Bildung zu überprüfen und Regulierungen vorzunehmen, um chancengerechtere und qualitative Bildung zu fördern.

Der Bericht zeigt zum Beispiel auf, dass öffentliche Bildung nicht zwangsläufig kostenlos ist. So stammt in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen etwa ein Drittel der Bildungsausgaben privater Haushalte aus Familien, deren Kinder öffentliche Schulen besuchen. Er macht auch auf die Heterogenität nichtstaatlicher Akteure im Bildungssektor aufmerksam, die weit über die vereinfachte Dichotomie öffentlicher vs. privater Schulen hinausgeht. So dominieren zum Beispiel in der frühkindlichen Bildung und in der Erwachsenenbildung nichtstaatliche Akteure. Diese, ob gewinnorientiertes Unternehmen oder NGO, verfolgen eigene Schwerpunktsetzungen und sind unterschiedlichen Gruppen gegenüber rechenschaftspflichtig. Der UNESCO Weltbildungsbericht empfiehlt daher, kritisch zu analysieren, wo Wahlfreiheit nicht zu Lasten von Chancengerechtigkeit geht, wo privatwirtschaftliche und zivilgesellschaftliche Initiativen gefördert, aber auch reguliert werden sollten, um gerechten Zugang zu und Qualitätsstandards in der Bildung zu sichern.

Stand der Bildung weltweit – COVID-19 bremst Globales Nachhaltigkeitsziel 4 aus

Neben dem Schwerpunktthema informiert der UNESCO-Weltbildungsbericht über den weltweiten Bildungsstand und evaluiert die Fortschritte in der Erreichung des Nachhaltigkeitsziels 4 der Agenda 2030 der Vereinten Nationen (SDG 4). Es überrascht nicht, dass der Bericht 2021/2022 in der Umsetzung einen Rückschlag durch die COVID-19-Pandemie feststellt. Als besonders besorgniserregend werden die Auswirkungen von langen Lernunterbrechungen benannt. Negative Effekte wirken sich dabei besonders auf benachteiligte Lernende aus. Die Nutzung und der Ausbau effektiver digitaler Hilfsmittel für ein Distanzlernen auch nach der Pandemie schlägt sich in der globalen Betrachtung laut Bericht kurz- bis mittelfristig negativ auf die Chancengerechtigkeit nieder. Denn weltweit hat bislang nur jedes dritte Kind und unter den ärmsten nur jedes sechste Kind Zugang zum Internet.

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