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Die Corona-Crew im sicheren Hafen nach Wochen auf stürmischer See

Screenshot einer Videokonferenz, viele einzelne Personen jeweils in einem kleinen Kästchen

Ziel erreicht: die digitale Feierstunde anlässlich bestandener Abschlussprüfung am 4. Mai mit Staatsminister Annen., © AA

05.06.2020 - Artikel

Anfang März 2020. 70 Attaché(e)s sitzen in Hörsaal 1 der Akademie Auswärtiger Dienst und freuen sich auf eine weitere Woche Völkerrecht. Es sollte uns ein fulminantes Finale in unserer Ausbildung erwarten. Geplant waren neben Lehrveranstaltungen in Völkerrecht und Volkswirtschaftslehre auch eine Lehrbesichtigungsfahrt nach Polen und ein Empfang in der japanischen Botschaft.

Gegen 11 Uhr betritt die Ausbildungsleitung den Hörsaal. Aufgrund eines Erlasses des Berliner Senats, der alle Präsenzlehrveranstaltungen an Hochschulen untersage, müssten unsere Vorlesungen bis auf weiteres abgesagt werden. Wenig später verlassen wir das Akademiegelände, viele mit einem mulmigen Gefühl: Wie würde es weitergehen mit unserer Ausbildung? Und würden wir wie geplant am 4. Mai Vereidigung feiern können?

Es folgten drei Monate voll professioneller Improvisation, Flexibilität und Kreativität. Noch am selben Tag bekamen wir eine Hausarbeit im Völkerrecht per Email, die Vorlesung in VWL fand wenige Tage darauf komplett im Videoformat statt, der Kurs zum Haushalts-, Kassen- und Rechnungswesen des Bundes im schriftlichen Verfahren. Die Laufbahnprüfungen Ende April absolvierten wir schließlich erfolgreich in digitalen Formaten. Ein bis dato einzigartiger Vorgang, für dessen Gelingen wir allen beteiligten Kolleginnen und Kollegen sowie Dozentinnen und Dozenten sehr dankbar sind!

Corona hat auch unseren Lehrbetrieb im vom wuseligen Stadtleben abgeschnittenen Tegel nicht verschont, und die letzten beiden Lehrgangsmonate waren in vielerlei Hinsicht ganz besondere. Für viele waren sie nicht leicht, wenn sich zu den Studienverpflichtungen noch gesteigerte Haushalts- und familiäre Verpflichtungen gesellten. Für alle war es eine prägende Zeit. Als 74. Crew konnten wir deutlich weniger Zeit zusammen verbringen als frühere Crews. Die Corona-Krise hat unserer gemeinsamen Ausbildungszeit ein jähes Ende beschert und eine Lücke hinterlassen. Aber diese wollen wir mit noch mehr „Crewgeist“ füllen – egal wann in unserer Karriere und egal wo auf der Welt.

Eigentlich hatten wir gedacht, mit der Video-Feierstunde anlässlich der bestandenen Abschlussprüfung am 4. Mai sei das Lehrgangsende erreicht – aber dann kam sie doch noch, die Vereidigung „face-to-face“! Am 28. Mai fanden sich 70 frischgebackene Legationsrätinnen und -räte – aufgeteilt in Gruppen à zwei Dutzend und unter strikter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln – erneut auf dem Akademiegelände ein. Das Setting hatte etwas von Quizshow: jede(r) hinter einem persönlichen Stehtisch. Feierlich wurde es dennoch, Eide wurden gesprochen, Hymnen gesungen, herzliche Dankesworte ausgetauscht und Sektgläser geleert – es war eine schöne Abrundung einer einzigartigen Zeit. Wir werden Tegel, die Crew und das Ausbildungsteam immer in guter Erinnerung behalten. Nun geht es so richtig los – wir freuen uns auf eine spannende und erlebnisreiche Laufbahn voller (weiterer) Überraschungen!

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